Abfall
Mit „Abfall“ ist der einstige Verstoss eines grossen Teils der Engel im Himmel gegen das höchste Gebot Gottes „Gehorsam gegenüber Gott“ gemeint. Diese Engel hatten, verführt von Luzifer, Christus nicht mehr als den von Gott eingesetzten König aller Geister anerkannt. Christus war nämlich einst von Gott im Rahmen einer Feier zum König der Geisterwelt eingesetzt worden. Gott hatte damals von allen Geistern verlangt, dass sie Christus in Ewigkeit als waltenden König anerkannten und ihm gehorsam dienten (siehe Salbung Christi).
Nach einer für Menschen unermesslich langen Zeit des glücklichen Zusammenlebens im Himmel entstanden bei Luzifer allmählich Gefühle von Neid dem König gegenüber. Er befasste sich immer mehr mit dem Gedanken, er könnte das, was Christus vollbringe, ebenso gut zustande bringen. Er besass ja auch grosse schöpferische Fähigkeiten, ein grosses Reich mit gewaltigen Besitztümern und gebot über unermessliche Scharen von Geistwesen. Doch er unterstand in allem Christus, seinem königlichen Bruder, der ihn an Glanz und Herrlichkeit um vieles übertraf. Dies störte Luzifer mit der Zeit immer mehr. So regte sich in ihm langsam der Wille, dem König Widerstand zu leisten.
Zeiten gingen über die Schöpfung hin und immer mehr wurde Luzifer von diesem negativen Willen erfüllt. Luzifer war schliesslich der Meinung, es sei ungerecht, dass Christus allein als König über die gewaltigen Geisterscharen anerkannt werden müsse, auch ihm stehe ein Teil der königlichen Vollmacht zu und er könnte ebenso gut regieren wie sein königlicher Bruder Christus.
Mit der Zeit wurde Luzifers Begehren, Christus seine Königsrechte streitig zu machen, immer grösser und er wurde in dieser Richtung aktiv und warb für sich. Er versuchte die anderen fünf Erzengel (siehe Fürsten) und die Führer ihrer Legionen für sich zu gewinnen. Ihnen sagte er, es sei eine Ungerechtigkeit, dass Christus allein über alle himmlischen Legionen regiere, sie führe und berate. Und er versuchte Christus bei den geistigen Völkern schlecht zu machen.
Auch sagte er, er würde die Schöpfung anders gestalten, er habe ganz andere Ideen als Christus und würde die Himmelswelt noch viel schöner und prächtiger ausgestalten. Tatsächlich besass ja Luzifer schöpferische Kräfte, und so vermochte er jene, die ihm am nächsten standen und ebenfalls hohes Ansehen genossen, zu überreden, indem er ihnen gewaltige Reichtümer und die Beförderung zu höchsten Stellungen versprach. Er machte Versprechungen über Versprechungen, um sie für sich zu gewinnen. Ihm war einzig wichtig, möglichst viele für seine Gesinnung zu gewinnen.
Im Verlaufe der Zeit wurden es immer mehr, die sich Luzifer anschlossen und Christus nicht mehr als den König der Geisterwelt anerkannten, dies obwohl die Getreuen Gottes oft betonten, man schulde Gott Gehorsam. Gott hatte die Absichten Luzifers längst durchschaut und wartete zu. Er sah auch mit an, wie viele sich auf die Seite von Luzifer schlugen. Selbst hohe Geister hatten sich von Luzifer überreden lassen. Gott liess eine lange Zeit verstreichen, während der sich die Geistwesen unterei-nander teilten. Sie gingen in andere Himmel hinein und wohnten bei Gleichgesinnten. Wo sich in einem Haus die Angehörigen getrennt hatten, kam bei ihnen auch immer mehr Trauer auf. Man wartete und hoffte auf ein Eingreifen Gottes (siehe Abfall, Teilung der Geister).
Und als Luzifer nach einer sehr langen Zeit der Vorbereitung sein Vorhaben in die Tat umsetzen wollte, da griff Gott ein und alle, die Luzifer aktiv oder passiv unterstützt hatten, mussten den Himmel verlassen (siehe Abfall, Gott griff ein / Engelsturz). Auch wir Men-schen als einstige Engel hatten uns damals Luzifer angeschlossen (siehe Abfall, auch wir waren dabei). Ob ein solcher Abfall in Zukunft wieder möglich ist, ist wegen der Willensfreiheit der Geschöpfe grundsätzlich nicht auszuschliessen (siehe Abfall, Wiederholung möglich).
Siehe MEDIUM 6: Entstehung der Schöpfung - Abfall und Engelsturz